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Delta im Dialog mit: Steffen Roos

Im Interview mit Delta Management Consultants erklärt Steffen Roos (Managing Partner & Member of the Global Executive Team bei Detecon), warum keine Partnerschaft stärker ist als die, die in der Krise geschmiedet wird und warum es für Unternehmen keine Entschuldigungen mehr gibt, die Digitalisierung nicht konsequent voranzutreiben. Zudem erläutert er, welche Art Unternehmensberater heute den Unterschied für seine Klienten ausmacht.

Delta: Herr Roos, COVID-19 hält uns in Atem. Womit haben Sie als Berater in den vergangenen Wochen die meiste Zeit verbracht?

SR: Die Nähe zu unseren Kunden zu halten. An ihrer Seite zu stehen und gemeinsam kurzfristige Lösungsansätze für die durch die Pandemie entstandenen Herausforderungen zu entwickeln und auch zu operationalisieren. Und das auch losgelöst von der Fragestellung, ob wir dafür jetzt einen Auftrag haben. Ich glaube keine Partnerschaft ist stärker als die, die in der Krise geschmiedet wird.

Delta: Unsere Beobachtung ist es, dass Consultants auch in der gegenwärtigen Situation gefragter Sparringspartner bleiben, auch wenn es aktuell nicht um große Transformationen oder Prozessoptimierungen geht. Welches Know-how war bei Ihnen kurzfristig gefragt?

SR: Wir haben unsere Kunden unter anderem mit unserer Expertise im Thema remote working unterstützt. Wir als Unternehmensberater sind es gewohnt, an flexiblen Orten zu arbeiten. Dieses Wissen auch an unsere Kunden zu transferieren, war sicherlich hilfreich in den vergangenen Wochen. Und viele mussten fast erschreckt feststellen, es funktioniert. Wir haben gesehen, dass Klienten innerhalb von wenigen Tagen ganze Laptop-Infrastrukturen – mit entsprechenden Managementsystemen dahinter – geschaffen haben, um alle Mitarbeiter ins Home Office schicken zu können. Das wäre vorher undenkbar gewesen. Heute sind viele Klienten von uns in der Lage, dass große Teams über die Welt verteilt Workshops über digitale Plattformen abhalten, von denen sie früher noch nicht einmal gehört hatten.

Delta: Lassen sich denn Differenzierungen im Ausmaß der Krise feststellen oder hat die Pandemie all Ihre Klienten gleichermaßen hart getroffen?

SR: Getroffen hat es sicherlich alle, aber in unterschiedlicher Intensität. Durch die Globalität der Pandemie hat niemand die Möglichkeit, schwächeres Geschäft in Indien vice versa mit einer überdurchschnittlichen Performance in beispielsweise China zu regulieren, so wie es in krisenhaften Situationen in der Vergangenheit der Fall war, die entweder regional oder branchenspezifisch aufgetreten sind. Aber wir beobachten schon, dass stark infrastrukturgetriebene Unternehmen besser durch die letzten Wochen gekommen sind. Das Telekommunikationsgeschäft bekommt jetzt eine ganz andere Wertigkeit, die es vorher in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht hatte. Die Telekommunikationsbranche profitiert hier tendenziell auch von einer Vorreiterrolle. Auch Unternehmen, die schon länger die digitalen Vertriebskanäle gestärkt haben, sind heute entsprechend besser positioniert als die, die nicht investiert haben.

Delta: Lassen Sie uns den Blick in die Zukunft richten. Welche Phase werden wir als nächstes erleben und wie wird sich daran angeschlossen die Beratungsnachfrage Ihrer Klienten entwickeln?

SR: In der nächsten Phase werden wir uns sicherlich hinsetzen und überlegen, welche learnings wir aus den letzten Wochen generieren können und wie wir unsere Klienten resilienter aufstellen können. Welche Prozesse benötigen wir wirklich noch und welche können wir verschlanken, in welche Bereiche müssen wir investieren, wie müssen wir unsere Supply Chain zukünftig aufbauen? Beim Thema Supply Chain werden wir sicherlich wieder einen Trend in Richtung „Glokalisierung“ und redundanter Auslegung erleben. In diesen Zusammenhängen werden wir eine Menge Nachjustierungs-Projekte sehen, wo man uns als Berater sicher gut gebrauchen kann. Und dann werden wir uns nach vorne raus Gedanken über Geschäftsmodelle machen müssen.

Delta: Werden wir dadurch für potenzielle Krisenereignisse in der Zukunft besser aufgestellt sein?

SR: Wir werden sicher lernen, prognostischer zu denken und uns mehr mit „Was wäre wenn?“-Szenarien beschäftigen müssen. Wir werden Datenkonstrukte sehen, mit denen man ziemlich detailliert verschiedenste Szenarien für sein eigenes Unternehmen durchspielen kann und dann zügig feststellt, wie man beispielsweise die Organisationsstruktur, das Geschäftsmodell oder die Vertriebskanäle anpassen muss. Ich denke da an eine Art digitalen Zwilling einer ganzen Organisation. Ich denke, die Kernerfahrung aus dieser Krise ist, es gibt keine Entschuldigungen mehr, sich nicht ernsthaft mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Die vergangenen Wochen haben es gezeigt, es geht, wenn wir gezwungen werden. Ausreden wie die Mitarbeiter können nicht mit diesen Tools umgehen, die Prozesse können das nicht abbilden oder es sei nicht mit dem Datenschutz vereinbar sind, denke ich, ziemlich umfänglich entkräftet worden. Wir können uns sehr wohl verändern, wenn es darauf ankommt. Wir werden zwar Firmen erleben, die schnell wieder in alte Muster zurückfallen, aber ich bin davon überzeugt, dass es sehr viele smarte Unternehmen gibt, die mit den richtigen Rückschlüssen aus der Krise massive Wettbewerbsvorteile generieren werden.

Delta: Wie positioniert sich Detecon im Speziellen dafür, Klienten durch ihre individuellen Herausforderungen rund um die Digitalisierung zu begleiten?

SR: Wir sehen uns als Unternehmensberatung, die aus einem tiefgreifenden Technologieverständnis heraus agiert. Detecon versteht den Technologiekern von Digitalisierung sehr gut. Und Digitalisierung ist ja kein Selbstzweck, wir machen den Mehrwert dessen für unsere Klienten in deren Geschäft nutzbar. Wir unterstützen sie dabei als Sparringspartner sowohl in der Strategie als auch in der Operationalisierung. Digitalisierung ist tief in der DNA unseres Unternehmens verankert.

Delta: Auch Detecon kalibriert sich für die Zukunft und hat im vergangenen Jahr mit Ralf Pichler einen neuen CEO installiert. Wie hat sich die strategische Ausrichtung seitdem verändert?

SR: Wir haben weiterhin den Anspruch, als eine der Top-Beratungen für Digitalisierung wahrgenommen zu werden. In diesem Zusammenhang haben wir sicherlich noch einmal unser eigenes Brand als Detecon gestärkt und in den Vordergrund gestellt. Im Sinne des Full Service Gedanken bleibt aber auch die Nähe zu T-Systems und damit zur Deutschen Telekom ein absoluter Wettbewerbsvorteil. Ich habe vorhin erwähnt, dass wir unsere Klienten zum Thema remote work beraten haben. Da ist es schon vorteilhaft, ihnen dabei auch unkompliziert die technologische Infrastruktur in Form von beispielsweise Bandbreite zugänglich zu machen.

Delta: Wir sehen deutlich, dass die Wettbewerbsintensität im Consulting noch einmal an Dynamik gewonnen hat und es essenziell wichtig ist, sich zu differenzieren. Was zeichnet aus Ihrer Sicht einen erstklassigen Unternehmensberater aus?

SR: Ich glaube heute machen die Beraterinnen und Berater den Unterschied aus, die zum einen ein tiefgreifendes technologisches Verständnis mitbringen – das bedeutet unter anderem auch zwischen Hype und Realität unterscheiden zu können – und zum anderen ein umfängliches Verständnis für das Geschäftsmodell und die Business-Logik eines Klienten mitbringen. Es reicht aus meiner Sicht nicht, nur eine dieser Dimensionen zu beherrschen. Unsere Mitarbeiter sind weder „Techies“ noch reine Business-Berater, wir bewegen uns als Detecon genau an der Schnittstelle und verstehen die Verschmelzung von und die Zusammenhänge zwischen diesen beiden Bereichen. Das ist ein oftmals sehr schmaler und feiner Grad. Und diese Fähigkeiten benötigen wir gepaart mit Persönlichkeit, am Ende bleibt Beratung eben ein People-Business.

Delta: Herzlichen Dank, lieber Herr Roos!

SR: Ich danke ebenfalls und sehr gerne!

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Das Interview führte Florian Schumann, Partner der Praxisgruppen Professional Services und Digital & Technology bei Delta Management Consultants.

Post Kategorien: Allgemein, Außenspiegel, Delta im Dialog

Tags: Digitalisierung, Interview, Krise, Management